Wir sind sprachlos. Vor 6 Tagen sind wir in Rum\u00e4nien angekommen und wir haben schon so viele Ber\u00fchrungen mit Einheimischen, wie bis anhin auf der ganzen Reise noch nicht. Manchmal haben wir das Gef\u00fchl, als w\u00e4ren wir Ausserirdische mit grossen, gr\u00fcnen K\u00f6pfen und blinkenden F\u00fchlern und Jeder m\u00f6chte uns mal anfassen und ansehen. Diese Herzlichkeit ber\u00fchrt uns sehr, wir haben uns schon vom ersten Moment an in das Land und seine liebensw\u00fcrdigen Menschen verliebt.<\/span><\/p>\n

Rum\u00e4nien scheint ein sehr Campingplatz-armes Land zu sein, stattdessen bieten aber in jedem Dorf viele Familien eine \u00dcbernachtungsgelegenheit und somit f\u00fcr uns die Gelegenheit mitten drin, statt nur dabei zu sein. Zum Beispiel die Familie Petrovai die uns gleich neben den H\u00fchnern und Truth\u00e4hnen einquartiert hat, mitten im Garten! Mit einem grossen Stolz f\u00fchrt uns Dan, der Sohn durch den Garten und zeigt uns den Hund, die Hasen, die Zwetschgen- und Apfelb\u00e4ume, die Bohnen und K\u00fcrbisse und den Mais. Er erz\u00e4hlt uns, dass fast jede Familie hier in der Gegend selbst Schnaps (= Tuika) brennt mit eigenem Geheimrezept welches nat\u00fcrlich nie verraten wird. Wir ahnen schon, dass der Tuika noch ein treuer Begleiter durch Rum\u00e4nien werden wird, oder uns ins Verderben f\u00fchren wird \ud83d\ude09 \u201eMaramuresch\u201c ganz im Norden ist eine wundersch\u00f6ne h\u00fcgelige Gegend mit vielen kleinen D\u00f6rfchen. In jedem D\u00f6rfchen steht nat\u00fcrlich eine Kirche und die sieht man meistens schon von weither. Und das Sch\u00f6nste an Allem ist das Leben an sich und die vielen kleinen Details. Grosse Holztore schm\u00fccken jeden Eingang, die alten Frauen tragen noch Kopft\u00fccher (wie nes M\u00e4ritfroueli) und das Heu wird mit einem Pferdegespann vom Feld geholt. \u00dcberhaupt ersetzen hier die Pferde noch die Landmaschinen, echte, harte und traditionelle Landwirtschaftsbetriebe und das ist doch wirklich wundersch\u00f6n anzusehen. Es ist so sch\u00f6n einfach mal da zu sitzen und sich vom Treiben in den Strassen verzaubern zu lassen. Wir sind mitten im M\u00e4rchenland. Und wie es sich f\u00fcr ein M\u00e4rchenland geh\u00f6rt sind auch die Preise wie im Paradies, einmal Haareschneiden kostet Tinu hier gerade mal 3.65 CHF (Rebi sagt: der Schnitt ist aber auch nicht mehr wert ;-)).<\/span><\/p>\n

Reiseleiterin Rebi hat f\u00fcr den 3. Tag eine Bahnfahrt eingeplant. Nicht irgendeine Bahnfahrt, sondern die Fahrt mit der letzten Waldbahn \u00fcberhaupt mit echten Dampfloks, die mit Holz\/Feuer angetrieben werden (Fritz, und schon wieder denken wir an dich ;-)). Die Wassertalbahn wurde durch einen Schweizer Verein (www.wassertalbahn.ch<\/a>) finanziell gerettet, gesichert und nun betrieben. Da \u00fcberrascht uns auch nicht,warum da altbekannte Waggons hinter der Lok h\u00e4ngen \u201eWengen-kleine Scheidegg-Jungfraujoch\u201c, einfach sch\u00f6n. Die Fahrt f\u00fchrt uns dampfend ins Wassertal vorbei an sch\u00f6nen H\u00e4usern, Felsw\u00e4nden, Weiden, durch dunkle W\u00e4lder und \u00fcber kleine Br\u00fccken, und zwischendurch pfeift die Lok ohrenbet\u00e4ubend wieder den Dampf aus dem Kamin. Da k\u00f6nnte man direkt ein Bahn-Nostalgiker werden (sogenannt Ferrosexuell ;-)). Ein wirklich eindr\u00fcckliches und sch\u00f6nes Erlebnis. Und weil\u2019s uns hier auf dem Parkplatz des Bahnareals so gef\u00e4llt, bleiben wir nochmals \u00fcber Nacht hier. Zum Gl\u00fcck. Weil, was am n\u00e4chsten Tag auf uns wartet ist unglaublich. Zusammen mit Gerhard (Fotograf aus Deutschland, Freund von Michael Schneeberger, der \u201ehead of\u201c Wassertalbahn) laufen wir los ins Wassertal und biegen kurz darauf rechts in ein Seitental ab. Der Weg f\u00fchrt uns zu einem Kloster wo wir uns kurz umsehen. Ein paar Rum\u00e4nen versorgen uns mit Selbstgebacktem und fangen an Tische aufzubauen. Wir verstehen es als eine Art \u201eErnte-Dank-Fest\u201c, eigentlich hiess dieses Rum\u00e4nische Wort \u00fcbersetzt aber Begr\u00e4bnis (ooops). Kurz darauf fahren 2 Gel\u00e4ndewagen vor und Titus (auch Freund von Gerhard) und seine Equipe steigt aus. Titus ist ein Dokumentarfilmer und dreht zur Zeit einen Film \u00fcber eine rum\u00e4nische Familie die hier im Tal \u201e\u00fcber den Wolken\u201c lebt. Und das Begr\u00e4bnis wird eben auch gefilmt. Das orthodoxe Begr\u00e4bnis zieht sich dann 2! Stunden hin, der Pfarrer ist eine sehr charakteristische Person (und scheinbar einer der letzten Exorzisten hier im Wassertal) und findet einfach kein Ende. Vielleicht aber zieht sich das auch so hin weil das Filmteam da ist? Nun gut, 2 Stunden sp\u00e4ter =, tote Frau im Grab und der Leichenschmaus f\u00e4ngt an (irgendwie scheint es so als h\u00e4tten Alle nur auf das gewartet ;-)). Und wir werden gleich eingeladen und von allen Seiten mit Leckereien beschenkt, \u201eKr\u00e4uterwickel gef\u00fcllt mit Reis und Hackfleisch\u201c, \u201eBerliner ohne Marmelade\u201c, \u201eBonbons, \u201eSonst-so-was-S\u00fcsses\u201c und nat\u00fcrlich immer und immer wieder Tuika! Kurze Zeit sp\u00e4ter m\u00fcssen wir dann los, wir fahren mit Titus und seinem Team hoch zu der Familie die im Film portr\u00e4tiert wird und werden auch dort mit offenen Armen in Empfang genommen, nat\u00fcrlich mit Tuika. Ileana, die Mutter, begr\u00fcsst uns als w\u00e4ren wir die verloren gegangenen Kinder die nach Hause kommen, diese Herzlichkeit ist fast schon erdr\u00fcckend sch\u00f6n! Auch hier m\u00fcssen noch einige Szenen in den Kasten wie z.B. Bohnenpfl\u00fccken, danach k\u00f6nnen wir uns in aller Seelenruhe dem Tuika-Trinken widmen, vor allem Rebi scheint den Schnaps irgendwie zu m\u00f6gen. Irgendwie beginnt dann alles sehr emotionell zu werden. Ileana ist an Blutkrebs erkrankt und muss nun jede Woche den ganzen Weg ins Tal gehen um sich im Spital behandeln zu lassen. Mit einer grossen Verzweiflung und Tr\u00e4nen erz\u00e4hlt sie uns den Leidensweg. Das ist f\u00fcr Rebi zuviel. Wie hat diese arme Bauern-Familie dieses traurige Schicksal nur verdient? Wenn wir nur irgendwie helfen k\u00f6nnten\u2026 In unseren Gedanken werden wir versuchen der Familie Kraft zu schenken.<\/span><\/p>\n

Nach einem langen, erlebnisreichen und emotionellen Tag finden wir dann sp\u00e4tabends den Weg runter ins Tal wieder\u2026 zum Gl\u00fcck weiss Rebi in dem Moment noch nicht WIE schlimm der n\u00e4chste Morgen sein wird. Nie wieder Tuika! Nach 5 Tagen verlassen wir nun Viseu de Sus schweren Herzens, wir haben hier so viel Sch\u00f6nes erlebt und so viele nette Bekanntschaften geschlossen. Die Tage zusammen mit Gerhard werden uns immer in bester Erinnerung bleiben, wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Es sind genau diese Begegnungen, die unserer Reise den Glanz schenken.<\/span><\/p>\n

Herzlichst euer Rebi und Tinu<\/span><\/p>\n\n\n\n\t\t\n\t\t\t\t